UNSER SPLITBLOG IM JUNI: VeräNDert KI akademische Prüfungen?

Diesen Monat werfen wir einen Blick in die Zukunft und stellen uns die Frage, wie KI sich auf Prüfungen an Universitäten und Schulen auswirken wird. Dieser Themenvorschlag kommt von unserem Werkstudenten Vincent, der momentan ein Auslandssemester in Schweden leistet.

Die Meldungen über KI-generierte Arbeiten von Schülern und Schülerinnen, sowie Studierenden häufen sich. Immer häufiger wird in den Medien die Frage diskutiert, wie es Bildungseinrichtungen möglich sein soll, zu erkennen, welche Texte tatsächlich von Menschen erstellt wurden. Trotz einiger Indizien, wie bestimmten Formulierungen, Schreibstilen und überdurchschnittlicher Fehlerfreiheit, lässt sich schon jetzt kaum zweifelsfrei bestimmen, ob ein bestimmter Text tatsächlich aus der Feder eines Menschen stammt. Durch immer besser werdende Sprachmodelle und Promptmethoden (bspw. „Formuliere so menschlich wie möglich und baue Fehler ein“) wird eine eindeutige Erkennung zunehmend schwieriger werden. Ein großes Problem, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der akademischen Ausbildung auf dem Erstellen von Texten beruht. Sei es bei Bewerbungen, Prüfungen, Masterarbeiten oder Hausarbeiten – überall setzen Prüfende auf textbasierte Verfahren. Doch das Risiko ist hoch, dass diese Prüfverfahren langfristig nicht mehr zuverlässig funktionieren. Detektorensoftware, die verspricht künstlich erstellte Texte zu erkennen, kann zwar Hinweise liefern, ist aber selbst nicht zuverlässig genug und lässt sich mit oft einfachen Mitteln umgehen. Und besonders brisant: Besonders von Nicht-Muttersprachlern verfasste Texte werden von diesen Programmen häufig fälschlich als KI-erstellt erkannt. Die Gefahr von Diskriminierung bei Auswahlverfahren kann dadurch erheblich steigen. Zumal es nicht nur schwer ist, zu beweisen, dass ein Text von einer KI erstellt wurde, sondern auch, dass das Gegenteil der Fall ist.

Doch wie können Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen damit umgehen? Mündliche Prüfverfahren könnten in den meisten Fällen deutlich zeigen, ob jemand tatsächlich selbst nachgedacht und verstanden hat. Nur sind mündliche Prüfungen mit enormen Zeit- und Personalaufwand verbunden und können nicht ohne weiteres den gleichen Wissensumfang abfragen wie schriftliche Prüfungen.

Der Großteil der Bildungseinrichtungen setzt derzeit noch auf ein schlichtes Verbotsprinzip. Doch einige Institutionen gehen bereits neue Wege. Till Krause von der Universität Landshut beispielsweise, gestattet Studierenden, KI als Quelle aktiv zu nutzen – solange dies deutlich gekennzeichnet wird. Es wird also eine präzise Angabe des genutzten Sprachmodells und des verwendeten Prompts gefordert. Denn bei allen Herausforderungen, die der Einsatz von KI an Bildungseinrichtungen mit sich bringt, bietet KI vor allem eines: einen unfassbar umfangreichen Schatz an Informationen, die hervorragend zum Lernen genutzt werden können und eine fantastische Grundlage für die Entwicklung eigener Ideen und Gedanken bieten.

Auch an der Wirtschaftsuniversität in Prag geht man pragmatisch mit dem Einsatz von KI um. Der dortige BWL-Studiengang seit Herbst 2024 muss keine herkömmliche Bachelorarbeit mehr schreiben. Stattdessen wird es Projektarbeiten geben, deren Ergebnisse bewertet werden. Viele halten dieses Vorgehen für sinnvoller und praxisnaher als die bisherigen Arbeiten. Ein durchaus sinnvoller Ansatz, besonders für Studiengänge, bei denen es nicht in erster Linie um das einwandfreie und kunstvolle Schreiben geht. Vielleicht liegt hier sogar eine Chance die Talente von Menschen, die beispielsweise eine Rechtschreibschwäche haben, deutlicher hervorzubringen.

Fakt ist, akademische Prüfverfahren werden geändert werden müssen. KI ist –ähnlich wie andere Technologische Mittel- schon jetzt in den Alltag von Schülerinnen und Schülern, sowie Studierenden eingezogen. Nun braucht es Möglichkeiten, menschliches Wissen auf andere Arten zu prüfen.

Einen absolut hörenswerten Podcast zu dem Thema gibt es hier: https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/ki-or-not-ki-koennen-wir-ihre-texte-noch-enttarnen/tagesschau/13779441/